Ein Herzstillstand hat ihr Leben verändert

Vor drei Jahren landete Karin Keil mit einem Herzstillstand im Spital. Als sie 16 Tage später aus dem Koma erwachte, war nichts mehr wie vorher. Die Dietlikerin arbeitet heute zwar wieder im Büro, ihr Herz schlägt aber vor allem für den fairen Handel mit südafrikanischen Gewürzen und Saucen.

Nicht nur ihr Wohnzimmer zaubert «Out-of-Africa»-Stimmung in den neblig-kalten Wintertag, auch ihr herzliches Lachen. Karin Keil wohnt mit ihren Katzen in jenem Dietliker Reihenhaus, wo sie aufgewachsen ist. Ihren Geschmack für Südafrika entwickelt die 41-Jährige schon sehr früh in ihrem Leben. Denn ihr älterer Bruder war früh dorthin ausgewandert. Mit zwölf Jahren besucht sie ihn – und ist erst einmal nur schockiert. «Mitten im Apartheidsystem war der damalige Alltag für ein Schweizer Mädchen schier unbegreiflich. Ich war zu Toleranz erzogen worden und sollte plötzlich auf keinen Fall mit Menschen reden, nur weil sie dunkelhäutig waren», erzählt sie heute.
Seither ist sie schon unzählige Male ferienhalber ins südliche Afrika gereist, auch wenn ihr Bruder mittlerweile wieder in der Schweiz lebt. In knapp zwei Monaten ist es wieder soweit: im Februar besucht sie Südafrika wieder und schaut nach ihren geliebten Gewürzen und dem handgeernteten Khoisan-Meersalz. Doch wie kam es überhaupt dazu?

Umbruch nach Herzstillstand und Koma
Vor drei Jahren erleidet Karin Keil einen Herzstillstand, landet notfallmässig im Spital und fällt in ein Koma. «Als ich nach 16 Tagen wieder zu mir kam, war nichts mehr wie vorher. Ich musste viele alltägliche Dinge wieder neu erlernen. Gleichzeitig machte ich mir ganz neue Gedanken über mein Leben», erklärt die Dietlikerin. Obschon sie heute wieder in einem 80-Prozent-Pensum im Büro eines Facility-Pools arbeitet, versucht sie alles mit mehr Gelassenheit und Leichtigkeit zu nehmen. Gleichzeitig gibt es plötzlich ihre zum Kochen so gern verwendeten südafrikanischen Gewürzmischungen von «Ukuva i Africa» – was soviel heisst wie «der Sinn von Afrika» – in der Schweiz nicht mehr zu kaufen. «Da habe ich, stur wie ich bin, kurzerhand beschlossen, diese Gewürze und Saucen einfach selber zu importieren und im kleinen Stil als mein neues Hobby zu vertreiben», lacht Karin Keil.

Fair Trade im Keller
Die Frau mit dem afrikanischen Flair steht jetzt in ihrem fantastisch duftenden Keller. Nachdem sie anfangs nur wenig bestellt hatte, quasi für den erweiterten Eigenbedarf, lagern seit einigen Wochen rund zweieinhalb Tonnen Gewürze in handlichen Mühlen und Saucen in originellen Flaschen bei ihr am Rebackerweg 26. Kundinnen und Kunden können die Ware entweder gleich bei ihr direkt beziehen oder über das Internet unter www.ukuva.ch. Oft ist sie aber auch an Märkten anzutreffen. «Beispielsweise an den Afro-Pfingsten in Winterthur lief es am Stand super», freut sich Karin Keil. Sonst sei der Handel aber schon noch ausbaufähig. Auch interessierte Wiederverkäufer wären darum herzlich willkommen.

Für einen guten Zweck
«Ukuva i Africa» arbeitet eng mit der Stiftung «Cape Mental Health Society» Mit hochwertigen natürlichen Zutaten erfreuen die dekorativen Fair-Trade-Spezialitäten einerseits die Endkonsumenten, gleichzeitig aber auch arbeitslose Township-Bewohner. Denn diese kriegen dadurch fair bezahlte Arbeitsstellen sowie Unterstützung in Form von Workshops zu Aids-Prävention, Konfliktbewältigung oder Haushaltbudgets. Zudem wird ein Teil des Gewinns für die Ausbildung der Arbeiter und ihrer Kinder eingesetzt. Und für Karin Keil bleibt der heilende Kontakt zu Afrika erhalten.

James D. Walder